Eugen-Biser-Stiftung

Kirche – Idee und Wirklichkeit

Veranstaltungsreihe 2011-2013

Die Eugen-Biser-Stiftung sieht sich angesichts der gegenwärtigen Krise der katholischen Kirche, aber auch des Christentums insgesamt, in besonderer Weise aufgerufen, das Wort zu ergreifen und Stellung zu beziehen. Eugen Biser hat schon Mitte der 1950er Jahre und seither in zahllosen Publikationen als Theologe und Philosoph diese Krise in ihren Ansätzen erkannt und auf die tieferen Ursachen hin diagnostiziert. Zugleich hat er aber auch mit dem Neuansatz seiner Theologie – und das ist das Entscheidende – den Weg aufgezeigt, der geeignet ist, diese negative Entwicklung umzukehren, das Christentum aus seiner Selbstentfremdung zu befreien und zurück zu seinem Ursprung und dadurch in die Zukunft zu führen.

Zu diesem Prozess einer „Neuentdeckung des Christentums" (Eugen Biser) und den daraus sich ergebenden Konsequenzen für die Gegenwart leistete die Vortragsreihe „Kirche – Idee und Wirklichkeit" einen Beitrag. Im Vordergrund stand nicht die Frage, was im Augenblick alles getan werden kann, um möglichst schnell die sich ständig verschlechternde Krisensituation zu überwinden. Es ging vielmehr darum, was getan werden muss, um die Identität des Christentums zurückzugewinnen. Nur auf diese Weise lässt sich Orientierung finden für den allein sicheren Weg aus der Krise.

Bücher

Alle Beiträge sind 2014 in dem Sammelband Kirche – Idee und Wirklichkeit im Verlag Herder erschienen. 
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Die Einzelveranstaltungen der Reihe finden Sie im Kalender.

Thematische Schwerpunkte der Veranstaltungsreihe

Das Gottesbild Jesu

  • Willkür-Gott oder Gott der Liebe
  • Das Kreuz – Sühneopfer oder Liebestat

Kirche als Volk Gottes

  • Die Botschaft Jesu und die juridische Struktur der Kirche
  • Zum Verhältnis von Klerus und Laien („vertikales Schisma")
  • Kirchliches Amt: Konsekration oder Ordination
  • Allgemeines Priestertum
  • Sakramente: Mysterium oder Magie
  • Petrusdienst oder Papstamt
  • Stellung und Funktion der Laien (insbesondere der Frauen) in der Kirche

Göttliches und menschliches Recht

  • Kirchenrecht und Recht in der Kirche
  • Zum Verhältnis von Schrift, Dogma und Kirchenrecht

Wahrheit Jesu Christi und Wahrheit des Christentums

  • Zum Verhältnis von Wahrheit und Heil
  • Unfehlbarkeit, Dogma und Geschichtlichkeit

Freiheit als Wesensmerkmal des Christseins

  • Gewissensfreiheit und Glaubensgehorsam
  • Glaubensbekenntnis und christliche Existenz
  • Die traditionelle Sexualmoral der Kirche und die personale Dimension menschlicher Sexualität
  • Religionsfreiheit und Wahrheitsanspruch
  • Pastoraltheologische Herausforderungen angesichts der modernen Gesellschaft
  • Priestermangel und Verkündigungsauftrag der Kirche

Das Christentum als therapeutische Religion

Ansätze zur Überwindung der aktuellen Kirchenkrise

von Prof. Dr. Richard Heinzmann


Bei dem Bemühen um die Überwindung der Kirchenkrise kann es nicht darum gehen, dieses oder jenes Symptom, weil es im Augenblick große Aufmerksamkeit auf sich zieht, durch administrative Maßnahmen zu korrigieren in der irrigen Annahme, dadurch das schwer angeschlagene Ansehen der Kirche wiederherzustellen. Was in der gegenwärtigen Situationsanalyse ins Bewusstsein tritt, ist die Tatsache, dass die derzeit prekäre Situation eine unvermeidbare Folge systemimmanenter Probleme darstellt, die nur von der Wurzel her und durch Systemänderung überwunden werden kann. Dazu ist es unabdingbar erforderlich, die Ursachen aufzudecken, die zu derart schwerwiegenden Fehlentwicklungen geführt haben. Dieses Anliegen Eugen Bisers verfolgt die Stiftung stetig.

Presseberichte

„Klartext war angesagt"

Resümee zur Veranstaltungsreihe „Kirche-Idee und Wirklichkeit" von Professor Richard Heinzmann

München, 3. Dezember 2013 (EBS) Am Anfang stand der Missbrauchsskandal, am Ende eine deutliche Aufforderung zum Handeln: Die Vortragsreihe der Eugen-Biser-Stiftung zum Thema „Kirche – Idee und Wirklichkeit" ging jetzt zu Ende. 13-mal hatte die Stiftung eingeladen, jedes Mal waren mehrere hundert Interessierte gekommen, um Zuhörer von zum Teil brisanten, immer aber sehr deutlichen Worten zu sein: Klartext war angesagt.

Richard Heinzmann, der eben 80 Jahre alt gewordene Professor Emeritus für Christliche Philosophie an der Theologischen Fakultät der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität und Vorsitzende des Stiftungsrats, begründete das in seinem resümierenden Rückblick: Auf dem – vorläufigen – Höhepunkt der Krise der katholischen Kirche, ausgelöst durch den Missbrauchsskandal und die kirchliche Verschleierungstaktik, fühlte sich die Stiftung in der Pflicht. Worum es nicht gehen sollte: eine Auseinandersetzung um tagesaktuelle Themen, auch Herumdoktern an Symptomen war nicht gefragt. Vielmehr galt es, den Gründen nachzugehen, die, so Heinzmann, „zu dieser prekären Situation der Kirche geführt haben".

Zu Wort kamen im Verlauf der Reihe ausgewiesene Fachleute: Dogmatiker, Exegeten, Vertreter der praktischen Theologie, Kirchenrechtler/innen, alles Schwergewichte auf ihrem Gebiet. Das Ziel: „Im jeweiligen theologischen Umfeld nach dem ursprünglichen Wesen von Kirche zu fragen, die Wandlungen des Kirchenverständnisses im Gang der Geschichte zu verfolgen und dadurch zu verstehen, wie es zu der heutigen kirchenamtlichen Ekklesiologie kam, und welche Verbindlichkeit in streng theologischer Sicht diese für sich beanspruchen kann" (Heinzmann).

Heinzmanns Diagnose ist düster: Für ihn sind System und Struktur der Kirche in ihrer derzeitigen Gestalt in vieler Hinsicht Ergebnis von außerchristlichen Einflüssen – Beispiel: die monarchische Struktur, resultierend aus der altrömischen Kaiseridee – und innerchristlichen Fehlentwicklungen – Beispiel: die Unterordnung aller Nicht-Amtsträger, also der Laien, unter die Ordinierten, Stichwort Klerikalismus. Der Versuch, das heutige Verständnis von Kirche mit ihren hierarchischen Strukturen und Ämtern im Neuen Testament, also im Rückgriff auf Jesus selbst, zu begründen, müsse als gescheitert gelten, stellt Heinzmann in unmissverständlicher Klarheit fest. Für den Rückschluss, Jesus habe klare Weisungen hinsichtlich der Gesamtstruktur seiner Kirche hinterlassen, gebe es keine Anhaltspunkte im Neuen Testament. Und das gelte auch für die Ämter. Heinzmann: „Selbst das dreistufige Amt, Bischof, Presbyter, Diakon, ist im Neuen Testament nicht verbindlich vorgegeben."

Eine besonders verhängnisvolle Fehlentwicklung betrifft, so Heinzmann, das Verständnis von Theologie. Von ihrem Ursprung her Interpretation der Schrift unter den Erfordernissen der jeweiligen Zeit, habe sich geradezu eine Umkehrung vollzogen, kulminierend im negativen Höhepunkt des Dogmas des Jurisdiktionsprimats und der päpstlichen Unfehlbarkeit auf dem I. Vatikanischen Konzil. Seither habe die Theologie nicht mehr die Aufgabe, die Schrift auszulegen, vielmehr würden ihr Dogma und Lehre vorgegeben mit der Auflage, jeweils die Begründungen aus Schrift und Tradition zu liefern.

Heinzmanns Konsequenz: „Was ist zu tun, wenn das System schon als solches die Reformverweigerung impliziert, wenn gesicherte theologische Erkenntnis ignoriert wird, wenn theologische Argumentation ins Leere läuft und gleichzeitig die Verkündung des Evangeliums zusammenbricht? Ich denke, es bleibt nur eines: Handeln!" -hgb-

 

 

„Ist das Christentum in Deutschland zukunftsfähig?"

Bericht der Eugen-Biser-Stiftung zur Veranstaltung mit Franz Xaver Kaufmann am 26. November 2013

„Ist das Christentum in Deutschland zukunftsfähig?" – so lautete der Titel einer Veranstaltung der Eugen-Biser-Stiftung mit Franz Xaver Kaufmann, Prof. em. für Sozialpolitik und Soziologie an der Fakultät für Soziologie an der Universität Bielefeld. Sie bildete den Abschluss einer 13-teiligen Vortragsreihe mit dem Thema „Kirche – Idee und Wirklichkeit", mit der die Stiftung den Ursachen für die derzeitige Krise der Kirche nachgegangen war.

Noch vor 50 Jahren, so Kaufmann, galt als Christentum in Deutschland das, was die christlichen Großkirchen repräsentierten. Römisch-Katholische und die in der EKD zusammengeschlossenen Kirchen verfügten über das Interpretationsmonopol der christlichen Wirklichkeit. In den 60-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ging diese Epoche zu Ende: Die Einheit von Religion, Kirche und Christentum begann sich im öffentlichen Bewusstsein aufzulösen, andere Weltreligionen wurden aktuell, es kam zu einer Einebnung der konfessionellen Unterschiede in der Bevölkerung.

Kaufmann machte jedoch auch deutlich, dass sich nicht nur das Verhältnis von Kirche und Religion sowie von Kirche und Bevölkerung geändert hat, sondern auch das Selbstverständnis der Kirchen, vor allem der katholischen, Stichwort: II. Vatikanisches Konzil. Beispiele: Eine deutliche Aufwertung des Bischofsamtes und gleichzeitig der Stellung der Laien in der Kirche, die Liturgiereform mit einer deutlichen Akzentverschiebung vom abgehobenen Bild des Priesters hin zur Gemeinschaftsfeier des Abendmahls von Priestern und Gläubigen. Gar von einer „kopernikanischen Wende" sprach Kaufmann mit Blick auf die Anerkennung des Grundsatzes der Religionsfreiheit.

Im Protestantismus beobachtet Kaufmann in diesen Jahrzehnten eine wachsende Abkehr von transzendenten Akzenten des Gottesglaubens hin zu gesellschaftlichen Problemen – eine Entwicklung, die allerdings auch bei den Katholiken festzustellen ist: Hölle und Fegfeuer verlieren ihren Realitätsstatus, ähnlich geht es mit dem Himmel, und aus dem richtenden wird der „liebe Gott". Die Theologie erkennt zunehmend, dass die „herkömmliche kirchenkonzentrierte Gottesrede" keine Resonanz mehr findet: „Von Gott können wir weit eher sagen, was er nicht ist, als was er ist", so Kaufmann.

Ein eher düsteres Bild hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit des Christentums ergibt sich bei Betrachtung der statistischen Daten, wobei die Katholiken mit hundertjähriger Verzögerung jene „Entkirchlichung", so Kaufmann, vollzogen, die für die evangelische Kirche des 19. und frühen 20. Jahrhunderts bestimmend war. Immerhin bleiben zumindest in den westlichen Bundesländern die meisten Getauften noch in ihrer Kirche – belonging without believing, dazugehören ohne zu glauben – nennt die angelsächsische Religionssoziologie dieses Phänomen. Allerdings nimmt auch hierzulande, und zwar auch bei den Katholiken, die Austrittshäufigkeit deutlich zu, und 2010 – Stichwort Missbrauchsfälle - übertrafen die Kirchenaustritte der Katholiken erstmals die der Protestanten. Vor allem aber ist es der Rückgang der Kindertaufen, der zur rasanten Alterung in beiden Konfessionen beiträgt. Kaufmann: „Der Zeitpunkt ist absehbar, zu dem die Christen in Deutschland nicht mehr die Mehrheit der Bevölkerung bilden." Wozu aber auch die wachsende Zahl der aus anderen Ländern zugewanderten Muslime beiträgt: Bis 2010 etwa 5 Prozent, bei weiter steigender Tendenz.

Dazu kommt, und da wird es richtig dramatisch, das Problem des fehlenden geistlichen Nachwuchses, das die katholische Kirche allerdings deutlich stärker trifft als die evangelische. Wurden 2009 in den katholischen deutschen Diözesen noch 99 Priester geweiht, waren es 2011 nur noch 86 und 2012 noch 79. Die Gesamtzahl der Priester geht jährlich um 1 Prozent zurück, von Jahr zu Jahr altert der Klerus stärker. Zwar steigt gleichzeitig die Zahl der Laien im pastoralen Dienst, doch die Lücken sind nicht zu füllen. Denn, katholisches Problem: Alle kirchenrechtlich relevanten Handlungen sind Sache des Klerus. Den „Import" ausländischer Priester, vor allem aus Indien und Polen, sieht Kaufmann äußerst kritisch: Mag er zwar im Einzelfall eine Lösung bieten, so dürfte er „als strukturelle Maßnahme auf Dauer verheerend wirken".

Aufschlüsse über die sich ständig beschleunigende Negativentwicklung gibt ein Blick in die Kirchengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, die man als die Ära der Pius-Päpste bezeichnen könnte, vom Amtsantritt Pius' IX. im Jahr 1846 bis zum Tod von Pius XII. 1958. Zunächst erbrachte die Abwehrhaltung gegen liberale, laizistische und protestantische Einflüsse eine deutlich bessere Auswahl und Disziplin des Klerus, gleichzeitig auch eine gesteigerte Loyalität der Laien gegenüber dem Papst und dem Klerus: „Eine wahrscheinlich einmalige Kongruenz zwischen Priesterreligion und Volksreligion", meint Kaufmann. Doch sind deutliche Auflösungserscheinungen in den letzten Jahrzehnten unübersehbar. Angesichts der neuen geistigen und politischen Bewegungen orientierte sich die Kirche am Anspruch der hoch- und spätmittelalterlichen Päpste. Es entwickelte sich ein Kirchenverständnis als absolute Herrschaft im Namen Gottes – und das in einer Zeit, in welcher der Absolutismus in der säkularen Gesellschaft eben überwunden war. Nach dem Verlust des Kirchenstaates verschob sich der Anspruch der absoluten Herrschaft ins Geistige. Die Kirche suchte die Kontrolle der Gewissen, nicht nur der kirchlichen Praxis, und sie moralisierte das Privatleben in einer Zeit, in der sich dieses von politischen und sozialen Kontrollen emanzipierte. Eine Entwicklung, die letztlich in der Enzyklika „Humanae Vitae" ihren Höhepunkt fand. Sie hat nach Ansicht Kaufmanns nachhaltig dazu beigetragen, katholische Ehepaare in Distanz zu ihrer Kirche zu bringen. „Und hieran", so Kaufmann, „hat sich bis heute nicht eben viel geändert". Deutliche Auflösungserscheinungen in den letzten Jahrzehnten sind unübersehbar.

Wie ist es nun um die Zukunftsfähigkeit des Christentums in Deutschland bestellt? Was das Institutionelle betrifft: Glänzend, stellt Kaufmann fest. Das Staatskirchenrecht garantiert den Großkirchen - Stichwort Kirchensteuer - eine im internationalen Vergleich einmalige sichere Grundlage, Änderungen sind eher unwahrscheinlich. Alle bisherigen Versuche, die endgültige Trennung von Staat und Kirche durchzusetzen, sind an der starken verfassungsrechtlichen Stellung der Kirchen, aber auch am öffentlichen Interesse gescheitert, „das den Kirchen als moralsichernden Einrichtungen nach wie vor entgegengebracht wird". Die Kirchen in Deutschland sind also für absehbare Zukunft politisch und institutionell gesichert, allerdings nicht aus eigener Kraft. Ob das allerdings für die Zukunft reicht, ist eine andere Frage, angesichts einer wachsenden Gleichgültigkeit gegenüber den Kirchen und weithin auch gegenüber der Botschaft des Christentums.

Weltweit gilt allerdings ein ganz anderer Trend. Sowohl der Machtgewinn des Islam wie auch die Intensität der religiösen Auseinandersetzungen in weiten Teilen der Welt – wobei das Christentum die am meisten verfolgte Weltreligion ist - veranlassen die internationale Religionssoziologie dazu, die zunehmende Religionslosigkeit Europas keineswegs als Modellfall, sondern als Sonderfall anzusehen. Auch hat sich „auf der weltgesellschaftlichen Ebene" durchaus ein religiöses Feld etabliert, wie etwa die päpstlichen Initiativen zu einem Weltgebet der Religionen in Assisi zeigen. Religion, so Kaufmann, ist nicht am Absterben als Folge der Modernisierung. Doch unterliegt sie in ihren diversen kulturellen Ausprägungen spezifischen Veränderungen.

 

 

Das II. Vatikanum und das Kirchenrecht

Bericht der Eugen-Biser-Stiftung zur Diskussion mit Sabine Demel
Prof. Dr. Sabine Demel, Dr. Hans-Jörg Steichele und Wolfgang Küpper im Gespräch mit dem Auditorium

Moderiert von Wolfgang Küpper, dem Leiter der Redaktion Religion und Kirche im Hörfunk des Bayerischen Rundfunks, schloss sich dem Vortrag von Professor Sabine Demel eine engagierte Diskussion an. Neben Prof. Demel und Wolfgang Küpper saß auf dem Podium Dr. Hans-Jörg Steichele, Pfarrer im Ruhestand und Geistlicher Mentor für Religionslehrer im Kirchendienst, außerdem Mitglied der Sprechergruppe des sogenannten Münchner Kreises. Dabei handelt es sich nach eigener Definition um eine Vereinigung reformorientierter Priester und Diakone, gegründet im Oktober 2012 zum Jahrestag der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils.

Dass es sich beim Kirchenrecht eigentlich um eine Freiheitsordnung und nicht um eine Beschränkungsordnung handelt, betonte Demel gleich zu Beginn mit Nachdruck – auch wenn viele Menschen die gegenteilige Erfahrung machten. Ihrer Erfahrung nach hätten die Bischöfe, die ja der einzige Gesetzgeber in ihrer Diözese sind, kein großes Interesse am Kirchenrecht. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Kirchenrecht würde nämlich, "provokant ausgedrückt", ihre Willkür einschränken. Dann wüssten sie nämlich, dass sie bestimmte Dinge gar nicht verbieten können, weil die gar nicht im Kirchenrecht vorkommen – wobei doch immer behauptet würde, dass im Kirchenrecht alles geregelt sei.

Steichele berichtete in diesem Zusammenhang von einem Brief des Generalvikars an den "Gründervater" des Münchner Kreises, in dem er diesem mit einem Interdikt gedroht habe, also mit dem Verbot von Amtshandlungen - was die Kirchenrechtlerin mit Unverständnis quittierte. Eine solche Initiative sei keineswegs eine kirchenrechtliche, sondern eine theologische und vor allem zunächst einmal eine menschliche Frage und eine der persönlichen Haltung. Bischöfe würden von den Laien immer einen Vertrauensvorschuss einfordern, doch fehle es ihnen selber an Vorbildhaltung: Statt davon auszugehen, das seien alles Revoluzzer und es gelte, den Anfängen zu wehren, könne man sich doch sagen: "Mensch, da sind Leute, die haben Feuer im Herzen, denen geht's noch um was, und da frage ich doch mal nach, warum müssen wir das konträr tun, vielleicht kann man doch was Gemeinsames machen." Genau das, Offenheit und aufeinander Hören, sei doch auf dem Konzil gelungen. Für sie, so Demel, sei es auch kein Problem, dass es Bischöfe und Pfarrer als Leiter der jeweiligen Gemeinschaft des Gottesvolkes gebe. "Die Frage ist doch nur: Wie leitet der Leiter? Sagt er, ich sehe ein Problem und treffe folgende Regelung? Oder sagt er: Ich frage mal meine Gemeinschaft und versuche zu erheben, was sind die Anliegen und Bedürfnisse dieses Gottesvolkes, wie kommen wir zu einer Rahmengesetzgebung, hinter der wir beide stehen können, wo einerseits die Eckdaten feststehen und akzeptiert sind, aber gleichzeitig genügend Raum für Freiheit der Gestaltung bleibt?"

Küpper brachte in diesem Zusammenhang die sogenannten "lernenden Betriebe" aus der Wirtschaft ins Spiel: Da sei der konstruktive Widerspruch des "kleinen Mitarbeiters" gegenüber dem Chef nicht nur erlaubt, sondern sogar sehr erwünscht, beide könnten ja daraus lernen, und in der Regel sei das auch der Fall, aber: "Dieses Prinzip ist in der Kirche wohl eher ungebräuchlich." Dass das für beide Seiten gelte, stellte die Professorin mit Blick auf manche Gremien fest: "Wenn der Pfarrer oder der Bischof nicht da ist, wird viel offener gesprochen – kaum ist er da, dann wird er hofiert."

Aus dem Auditorium kam die Forderung, den Begriff "Laien", der immer mit der Vorstellung von "laienhaft" verbunden sei, abzuschaffen: Denn, so stellt man sich vor, die haben ja keine Ahnung, aber die Profis, die wissen halt, worum es geht. Auch vom Begriff des Laienapostolats müsse man daher sich trennen – ein Vorschlag, der bei Demel nicht auf Gegenliebe stieß. Es gebe bis dato einfach keine bessere Begrifflichkeit. Sie würde lieber dafür plädieren, deutlich klar zu machen, woher der Begriff "Laie" komme, nämlich vom griechischen Wort laos, Volk, was in der Sprache der Bibel gleichbedeutend sei mit "auserwähltes Volk": "Vom Biblischen her sind wir alle Laien. Es gibt Laien, die eine besondere Aufgabe oder Funktion wahrnehmen, das sind die Bischöfe, Priester und Diakone." Bischof oder Presbyter sei man für das Volk, oder man sei es nicht. Leider sei es bisher nicht gelungen, die jahrhunderte lange Entfernung vom biblischen Sprachgebrauch zu überwinden. Die herkömmliche Unterscheidung von Klerikern und Laien sei allerdings auch eine ganz pragmatische Entscheidung.

Dringend nötig wäre jedoch ein Umdenken in der Kirche. Bischöfe und Pfarrer müssten endlich damit aufhören, von oben nach unten zu dekretieren, sondern müssten mit der Gemeinschaft zusammen arbeiten, die ihnen anvertraut sei. Es gelte, nicht immer ängstlich zu fragen, was sind meine Rechte, sondern zu sagen, ich vertraue und traue zu. "Dann wird man wieder eine Verbindung von Glaubenstradition und Gegenwart zustande bringen." Steichele kritisierte in diesem Zusammenhang, dass sich die Bischöfe weigerten, sich Spannungen und Widersprüchen zu stellen.

Ein weiterer Vorschlag aus dem Auditorium: "Als Zwischenschritt zur Teilhabe der Laien an Entscheidungsprozessen könne man sich folgenden Gedanken vorstellen: Von Amtsträgern würden schließlich Vollmachten ausgeübt, und wer Vollmachten ausübe, sei zur Rechenschaft verpflichtet. Könnte eine solche Rechenschaftspflicht ein juristisches Zwischenelement bilden zwischen der Macht einerseits und der Mitwirkungsmöglichkeit der Laien andererseits?" Sabine Demel: "Davon müsste die Gemeinschaft so Gebrauch machen, dass der Vollmachtsträger darlegen müsste, in welcher Situation er wie und warum so entschieden habe – sollte das nicht nachvollziehbar sein, müsste das Konsequenzen haben."

Abschließend kam noch die Frage nach dem Stellenwert und der Rolle des Gehorsams in der Kirche aus dem Auditorium. Die Professorin antwortete mit dem Begriff des Gehorsams in eigener Verantwortung: ein sehr anspruchsvoller Gehorsam, weil er nämlich vernünftig sein müsse. Ein vernünftiger und mündiger Gehorsam könne dann im Zweifelsfall auch zu einem – allerdings im Kirchenrecht nicht explizit genannten – Ungehorsam werden. Dazu sei jeder verpflichtet, der nach bestem Wissen und Gewissen zu der Erkenntnis komme, wenn ich diesen Ungehorsam nicht leiste, dann läuft die Gemeinschaft in dieser Frage in die Irre: "Die Konsequenzen muss er dann natürlich auch tragen, das ist so." Meistens gebe es die Nutznießer solchen Ungehorsams erst eine Generation später. "Ich bin auch eine solche Nutznießerin", stellte Demel abschließend fest. "Wenn nicht die Frauen aufgestanden wären, hätte man ihnen vielleicht auch nicht das Theologiestudium geöffnet; denn die ersten Frauen waren in den theologischen Hörsälen drinnen, obwohl sie nicht hätten drinnen sein dürfen."

 

 

Spagat zwischen Idee und Wirklichkeit. Das Zweite Vatikanische Konzil und das Kirchenrecht

Bericht der Eugen-Biser-Stiftung zur Diskussion mit Prof. Dr. Sabine Demel

Prof. Dr. Sabine Demel, Dr. Hans-Jörg Steichele und Wolfgang Küpper im Gespräch mit dem Auditorium

Moderiert von Wolfgang Küpper, dem Leiter der Redaktion Religion und Kirche im Hörfunk des Bayerischen Rundfunks, schloss sich dem Vortrag von Professor Sabine Demel eine engagierte Diskussion an. Neben Prof. Demel und Wolfgang Küpper saß auf dem Podium Dr. Hans-Jörg Steichele, Pfarrer im Ruhestand und Geistlicher Mentor für Religionslehrer im Kirchendienst, außerdem Mitglied der Sprechergruppe des sogenannten Münchner Kreises. Dabei handelt es sich nach eigener Definition um eine Vereinigung reformorientierter Priester und Diakone, gegründet im Oktober 2012 zum Jahrestag der Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils.

Dass es sich beim Kirchenrecht eigentlich um eine Freiheitsordnung und nicht um eine Beschränkungsordnung handelt, betonte Demel gleich zu Beginn mit Nachdruck – auch wenn viele Menschen die gegenteilige Erfahrung machten. Ihrer Erfahrung nach hätten die Bischöfe, die ja der einzige Gesetzgeber in ihrer Diözese sind, kein großes Interesse am Kirchenrecht. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Kirchenrecht würde nämlich, "provokant ausgedrückt", ihre Willkür einschränken. Dann wüssten sie nämlich, dass sie bestimmte Dinge gar nicht verbieten können, weil die gar nicht im Kirchenrecht vorkommen – wobei doch immer behauptet würde, dass im Kirchenrecht alles geregelt sei.

Steichele berichtete in diesem Zusammenhang von einem Brief des Generalvikars an den "Gründervater" des Münchner Kreises, in dem er diesem mit einem Interdikt gedroht habe, also mit dem Verbot von Amtshandlungen - was die Kirchenrechtlerin mit Unverständnis quittierte. Eine solche Initiative sei keineswegs eine kirchenrechtliche, sondern eine theologische und vor allem zunächst einmal eine menschliche Frage und eine der persönlichen Haltung. Bischöfe würden von den Laien immer einen Vertrauensvorschuss einfordern, doch fehle es ihnen selber an Vorbildhaltung: Statt davon auszugehen, das seien alles Revoluzzer und es gelte, den Anfängen zu wehren, könne man sich doch sagen: "Mensch, da sind Leute, die haben Feuer im Herzen, denen geht's noch um was, und da frage ich doch mal nach, warum müssen wir das konträr tun, vielleicht kann man doch was Gemeinsames machen." Genau das, Offenheit und aufeinander Hören, sei doch auf dem Konzil gelungen. Für sie, so Demel, sei es auch kein Problem, dass es Bischöfe und Pfarrer als Leiter der jeweiligen Gemeinschaft des Gottesvolkes gebe. "Die Frage ist doch nur: Wie leitet der Leiter? Sagt er, ich sehe ein Problem und treffe folgende Regelung? Oder sagt er: Ich frage mal meine Gemeinschaft und versuche zu erheben, was sind die Anliegen und Bedürfnisse dieses Gottesvolkes, wie kommen wir zu einer Rahmengesetzgebung, hinter der wir beide stehen können, wo einerseits die Eckdaten feststehen und akzeptiert sind, aber gleichzeitig genügend Raum für Freiheit der Gestaltung bleibt?"

Küpper brachte in diesem Zusammenhang die sogenannten "lernenden Betriebe" aus der Wirtschaft ins Spiel: Da sei der konstruktive Widerspruch des "kleinen Mitarbeiters" gegenüber dem Chef nicht nur erlaubt, sondern sogar sehr erwünscht, beide könnten ja daraus lernen, und in der Regel sei das auch der Fall, aber: "Dieses Prinzip ist in der Kirche wohl eher ungebräuchlich." Dass das für beide Seiten gelte, stellte die Professorin mit Blick auf manche Gremien fest: "Wenn der Pfarrer oder der Bischof nicht da ist, wird viel offener gesprochen – kaum ist er da, dann wird er hofiert."

Aus dem Auditorium kam die Forderung, den Begriff "Laien", der immer mit der Vorstellung von "laienhaft" verbunden sei, abzuschaffen: Denn, so stellt man sich vor, die haben ja keine Ahnung, aber die Profis, die wissen halt, worum es geht. Auch vom Begriff des Laienapostolats müsse man daher sich trennen – ein Vorschlag, der bei Demel nicht auf Gegenliebe stieß. Es gebe bis dato einfach keine bessere Begrifflichkeit. Sie würde lieber dafür plädieren, deutlich klar zu machen, woher der Begriff "Laie" komme, nämlich vom griechischen Wort laos, Volk, was in der Sprache der Bibel gleichbedeutend sei mit "auserwähltes Volk": "Vom Biblischen her sind wir alle Laien. Es gibt Laien, die eine besondere Aufgabe oder Funktion wahrnehmen, das sind die Bischöfe, Priester und Diakone." Bischof oder Presbyter sei man für das Volk, oder man sei es nicht. Leider sei es bisher nicht gelungen, die jahrhunderte lange Entfernung vom biblischen Sprachgebrauch zu überwinden. Die herkömmliche Unterscheidung von Klerikern und Laien sei allerdings auch eine ganz pragmatische Entscheidung.

Dringend nötig wäre jedoch ein Umdenken in der Kirche. Bischöfe und Pfarrer müssten endlich damit aufhören, von oben nach unten zu dekretieren, sondern müssten mit der Gemeinschaft zusammen arbeiten, die ihnen anvertraut sei. Es gelte, nicht immer ängstlich zu fragen, was sind meine Rechte, sondern zu sagen, ich vertraue und traue zu. "Dann wird man wieder eine Verbindung von Glaubenstradition und Gegenwart zustande bringen." Steichele kritisierte in diesem Zusammenhang, dass sich die Bischöfe weigerten, sich Spannungen und Widersprüchen zu stellen.

Ein weiterer Vorschlag aus dem Auditorium: "Als Zwischenschritt zur Teilhabe der Laien an Entscheidungsprozessen könne man sich folgenden Gedanken vorstellen: Von Amtsträgern würden schließlich Vollmachten ausgeübt, und wer Vollmachten ausübe, sei zur Rechenschaft verpflichtet. Könnte eine solche Rechenschaftspflicht ein juristisches Zwischenelement bilden zwischen der Macht einerseits und der Mitwirkungsmöglichkeit der Laien andererseits?" Sabine Demel: "Davon müsste die Gemeinschaft so Gebrauch machen, dass der Vollmachtsträger darlegen müsste, in welcher Situation er wie und warum so entschieden habe – sollte das nicht nachvollziehbar sein, müsste das Konsequenzen haben."

Abschließend kam noch die Frage nach dem Stellenwert und der Rolle des Gehorsams in der Kirche aus dem Auditorium. Die Professorin antwortete mit dem Begriff des Gehorsams in eigener Verantwortung: ein sehr anspruchsvoller Gehorsam, weil er nämlich vernünftig sein müsse. Ein vernünftiger und mündiger Gehorsam könne dann im Zweifelsfall auch zu einem – allerdings im Kirchenrecht nicht explizit genannten – Ungehorsam werden. Dazu sei jeder verpflichtet, der nach bestem Wissen und Gewissen zu der Erkenntnis komme, wenn ich diesen Ungehorsam nicht leiste, dann läuft die Gemeinschaft in dieser Frage in die Irre: "Die Konsequenzen muss er dann natürlich auch tragen, das ist so." Meistens gebe es die Nutznießer solchen Ungehorsams erst eine Generation später. "Ich bin auch eine solche Nutznießerin", stellte Demel abschließend fest. "Wenn nicht die Frauen aufgestanden wären, hätte man ihnen vielleicht auch nicht das Theologiestudium geöffnet; denn die ersten Frauen waren in den theologischen Hörsälen drinnen, obwohl sie nicht hätten drinnen sein dürfen." -hgb-

 

 

Mehr Rechte für Laien in der Kirche

Eugen-Biser-Stiftung zum Vortrag von Prof. Dr. Sabine Demel, 27.02.2013

Kirche – Idee und Wirklichkeit: Kirchenrechtlerin Sabine Demel sprach bei der Eugen-Biser-Stiftung

München, 27.02.2013. Für mehr Mitwirkungsrechte der Laien in der Kirche plädiert die Regensburger Kirchenrechtlerin Prof. Sabine Demel. In einem Vortrag über "Das II. Vatikanum und das Kirchenrecht" bei der Münchner Eugen-Biser-Stiftung am 27. Februar formulierte Demel drei "klare Reformforderungen" für das kirchliche Recht: Die Laien müssten wesentlich mehr Rechte der Ausübung, der Mitsprache und der Mitentscheidung in der Kirche erhalten als bisher. Die Inhaberin des Lehrstuhls für Kirchenrecht an der Universität Regensburg sprach im Rahmen der Vortragsreihe "Kirche – Idee und Wirklichkeit".

Grundsätzlich fordert Demel den Zugang von Laien zu mehr kirchlichen Aufgaben, Diensten und Ämtern. Außerdem sollten Laien auf allen kirchlichen Ebenen und in allen zentralen Rechtsbereichen nicht nur Beratungs-, sondern auch Mitspracherecht erhalten, ebenso wie das Recht der Mitbestimmung beziehungsweise Mitgestaltung. Dafür sei es notwendig, den Anteil der Repräsentanten der Laien bei den verschiedenen Versammlungsformen der Kirche zu erhöhen, alle dort versammelten TeilnehmerInnen mit dem gleichen Stimmrecht auszustatten und schließlich die Einspruchsrechte der kirchlichen Autorität auf ein notwendiges Mindestmaß zu beschränken.

In der Frage der Mitsprache- und Mitentscheidungsrechte der Laien auf den Ebenen der Diözese und der Pfarreien zeigt die Kirchenrechtlerin einen bereits heute möglichen Weg auf: Der jeweilige Diözesanbischof müsse "sich selbst an den repräsentativ erteilten Rat des diözesanen Gottesvolkes" binden, das heißt, er müsse aus dem beratenden Stimmrecht der Mitglieder in Gremien wie dem Diözesanpastoralrat und auch der Diözesansynode ein entscheidendes Stimmrecht machen. Analog gelte dann für die Pfarrebene, dass dem Pfarrgemeinderat auch in seiner Funktion als Pfarrpastoralrat entscheidendes Stimmrecht zukomme.

Als einziger Gesetzgeber in der Diözese, so Demel, könne der Diözesanbischof zwar von niemand zu solchen Schritten gezwungen, aber auch von niemandem daran gehindert werden. Der freiwillige Verzicht auf bestimmte Rechtspositionen in Form einer freiwilligen Selbstbindung stehe jedem Rechtsträger offen.

Demel nimmt in diesem Zusammenhang auch Bezug auf die Bewertung des Vereins "Donum Vitae", den die deutschen Bischöfe 2006 als eine "Vereinigung außerhalb der Kirche" bezeichnet hatten, das heißt als "außerhalb der Kirche" stehend. Der Verein wurde von katholischen Laien nach dem Ausstieg der Bischöfe aus der staatlichen Schwangerschaftskonfliktberatung gegründet. In seinen Beratungsstellen stellt er gegen den Willen von Papst und Bischöfen weiterhin Beratungsscheine aus. Die Beratung in seiner Trägerschaft verstehe sich jedoch, so Demel, als konfessionell katholisch, zielgerichtet auf das Leben des ungeborenen Kindes und im Beratungsprozess ergebnisoffen; sie erfolge aus christlicher Verantwortung, also nicht im Namen und Auftrag der Kirche, wohl aber in der Kirche. Donum Vitae, so Sabine Demel, verletze keine kirchlichen Rechtsnormen, sondern könne sich im Gegenteil auf kirchliche Rechtsgrundlagen berufen, wie auf das Recht auf eigene apostolische Unternehmungen und auf eigene kirchliche Vereinsgründungen.

Für die Kirchenrechtlerin ergeben sich ihre Überlegungen aus der Frage, inwieweit in den konkreten kirchenrechtlichen Bestimmungen umgesetzt sei, was das Konzil als neue theologische Akzente in die Kirche eingebracht habe. Zu klären wäre auch, was sich in den rechtlichen Regelungen ändern könnte oder auch müsste, damit die Konzilsideen möglichst adäquat in die kanonistische Sprache übersetzt würden.

Seit dem Konzil seien in kirchenrechtlicher Perspektive zwei Fragerichtungen einzunehmen. Demel wörtlich: "Gibt es erstens neue theologische Erkenntnisse, die rechtserheblich sind und deshalb eine entsprechende kirchenrechtliche Umsetzung verlangen? Und zweitens: Welches theologische Anliegen steht hinter einer konkreten Rechtsnorm, kommt es durch die Rechtsnorm hinreichend zum Tragen oder muss die Rechtsnorm im Interesse der (neuen Erkenntnisse der) Theologie verändert werden?"

Den Verfechtern der Position, dass das Konzil im Licht des CIC (Codex Iuris Canonici) zu interpretieren sei, erteilt Demel eine Absage: Die Mehrheit der KirchenrechtlerInnen vertrete die Auffassung, den CIC im Licht des Konzils und seiner Ekklesiologie auszulegen und anzuwenden. Demel zitiert Papst Johannes Paul II., der bei der Promulgation des CIC von 1983 wörtlich sagte: "Ja, dieser neue Codex kann gewisserma-ßen als ein großes Bemühen aufgefasst werden, eben diese Lehre, nämlich die konziliare Ekklesiologie, in die kanonistische Sprache zu übersetzen." Auch wenn es unmöglich sei, so der Papst, das in der Lehre des Konzils beschriebene Bild der Kirche erschöpfend in die kanonistische Sprache zu übersetzen, so müsse sich der Codex immer auf dieses Bild "wie auf ein vorrangiges Beispiel beziehen, dessen Züge er soweit wie möglich gemäß seiner Natur ausdrücken muss". (hgb)

 

 

"Religionsfreiheit und Wahrheitsanspruch der Religionen"

Eugen-Biser-Stiftung zur Diskussion mit Richard Heinzmann, 4.12.2012

Prof. Dr. Richard Heinzmann, Prof. Dr. Gunther Wenz und Dr. Walter Flemmer im Gespräch mit dem Auditorium

München, 21.11.2012. Die Themen des Vortrags von Professor Heinzmann, Gewissensfreiheit, Religionsfreiheit und Glaubensfreiheit, bestimmten die anschließende Diskussion mit dem Auditorium. Auf dem Podium saß neben Heinzmann Prof. Gunter Wenz – der Stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsrats der Eugen-Biser-Stiftung war für den plötzlich erkrankten ehemaligen Staatsminister Thomas Goppel eingesprungen. Moderator war Walter Flemmer, ehemaliger stellvertretender Fernsehdirektor des Bayerischen Rundfunks.

Heinzmann betonte auf entsprechende Fragen, zunächst müsse jeder Mensch frei sein in seiner Entscheidung für eine Religion. Zwar könne man Menschen unter Druck setzen, indem man ihnen Sätze vorsetze und sage, die müssten sie jetzt glauben. Komme diese Entscheidung unter Zwang zustande, dann habe dies mit einem religiösen Akt nichts zu tun. Nicht auf Dogmen komme es an, sondern auf den persönlichen Glaubensakt. Der katholischen Kirche warf er in diesem Zusammenhang vor, Jahrhunderte lang eine Angstpädagogik betrieben zu haben. Kein Gebot könne den Menschen unter schwerer Sünde verpflichten. Letztlich gebe es keine Instanz, sich zu orientieren, als das Gewissen, an das Gott den Menschen unablösbar gebunden hat. Auch die Frage nach dem Heil hänge letztlich an der Gewissensentscheidung des Menschen. Wobei der Gewissensbildung eine fun-damentale Bedeutung zukomme.

Für eine Begriffsklärung sah sich nach missverständlichen Wortmeldungen Professor Wenz veranlasst: Das staatlich gewährte Recht auf Religionsfreiheit widerspreche durchaus nicht dem Recht auf gewissensbindende Wahrheitsansprüche der Kirche. So hätten beispielsweise die Piusbrüder selbstverständlich das Recht der Religionsfreiheit. Wenn freilich ein Piusbruder oder ein Muslim oder wer auch immer andere daran hindern möchte, vom Recht der freien Wahl ihrer Religion Gebrauch zu machen, oder gar versuche, dieses Recht gewaltsam zu unterdrücken, dann sei es die Aufgabe des Rechtsstaats, dagegen einzuschreiten. Wer anderen die Freiheit der Wahl der Religion prinzipiell entziehen möchte, müsse politisch und staatlich bekämpft werden. Aber, so Wenz, dies habe nichts mit dem Wahrheitsanspruch der Kirche zu tun. Selbstverständlich habe beispielsweise die katholische Kirche das Recht, Wahrheitsansprüche zu erheben. Sie habe allerdings nicht das Recht, diese Ansprüche mit Gewalt und Zwang durchzusetzen. Der Staat wiederum habe nicht über Wahrheitsfragen zu bestimmen, sondern die Rahmenbedingungen bereit zu stellen, innerhalb derer über die Wahrheit gestritten werden könne: "Dieser Streit soll allerdings dann auch stattfinden."

Wenz erinnerte auch an die mühsamen und blutigen Prozesse, die es gebraucht habe, bis sich in der abendländischen Tradition die Prinzipien der Religionsfreiheit, der Gewissensfreiheit und der Nicht-Identifikation von Staat und Kirche durchgesetzt hätten. Umso begrüßenswerter sei es, dass sich die katholische Kirche in der Erklärung des II. Vatikanischen Konzils zur Glaubensfreiheit zu diesen Prinzipien bedingungslos bekannt habe.

Aber auch die grundsätzlichen traditionellen Streitpunkte zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche ließ der Protestant Wenz nicht aus: An erster Stelle die "amtstheologischen Probleme", die auch in der Kirchenstruktur ihren Niederschlag fänden – von "Laien in strengem Sinn" könne, so Wenz, keine Rede sein. Prof. Heinzmann hatte schon vorher von der dringenden Notwendigkeit einer "Entklerikalisierung" der katholischen Kirche gesprochen.

Wenz nannte die Einrichtung von Synoden in den evangelischen Kirchen, die immerhin aus drei Vierteln aus Nichtordinierten bestünden und trotzdem kirchenleitende Organe seien: Nicht Bischöfe seien hier die Autoritätsgaranten der christlichen Wahrheit – ganz zu schweigen von einem Papst an der Kirchenspitze, der mit Universaljurisdiktionsprimat und Unfehlbarkeit unter bestimmten Bedingungen ausgestattet sei.

Nur unter großen Mühen, so Wenz, hätten sich die Prinzipien der Religionsfreiheit durchgesetzt. Gerade weil dieser Weg so mühsam gewesen sei, "dürfen sie unter keinen Um-ständen zur Disposition gestellt werden". Auf die Frage ans Auditorium, ob man dem vor-behaltlos zustimme, erntete er ein einmütiges und lautes "Ja". -hgb-

 

 

Menschenrecht Religionsfreiheit

Interviewbeiträge von Prof. Dr. Richard Heinzmann in der Sendung "Theo.Logik" in Bayern 2, 10.12.2012

Der Beitrag enthält unter anderem Interviewbeiträge von Prof. Dr. Richard Heinzmann, aufgenommen anlässlich der neunten Veranstaltung der Reihe "Kirche - Idee und Wirklichkeit" am Mittwoch, dem 21. November 2012, 19.00 Uhr zum Thema "Religionsfreiheit und Wahrheitsanspruch der Religionen".

Die Sendung vom 10. Dezember 2012 kann von der Homepage des Bayerischen Rundfunks, Redaktion "Theo.Logik", als Podcast heruntergeladen werden: 

  • Glauben unter Vorbehalt – Wenn das Menschenrecht auf Religionsfreiheit gefährdet ist
  • Was darf ich glauben? – Das Menschenrecht auf Religionsfreiheit. Von Hans-Joachim Vieweger
  • Gezielter Erfolgsfaktor? – Menschenrechte in der Wirtschaft. Von Agnes Vogt
  • Verrat an eigenen Werten? – Menschenrechte in den Kirchen. Von Antje Dechert
  • Im Interview: Professor Heiner Bielefeldt, Universität Erlangen-Nürnberg und UN-Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit
  • "Was glaubt Bayern?" – Heute: Die Rosenkreuzer. Von Christiane Hawranek
  • Moderation: Matthias Morgenroth

Terroranschläge gegen Christen in Nigeria, Todesstrafe für den Verstoß gegen Blasphemiegesetze in Pakistan, Verfolgung von Konvertiten im Iran - das sind extreme Beispiele für Verstöße gegen das Menschenrecht auf Religionsfreiheit. In vielen Ländern können die Bürger ihren Glauben nicht frei praktizieren, und in Staaten wie Deutschland, in denen die Religionsfreiheit ein Grundrecht ist, gerät sie auf ganz andere Weise unter Rechtfertigungsdruck – wie man an den Urteilen zur Beschneidung oder zu Kruzifixen in Schulen sieht. Zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember beschäftigt sich Theo.Logik mit dem Menschenrecht auf Religionsfreiheit, das – gerade auch wegen der Religionen – so schwer durchsetzbar ist. Das führt zur Frage, wie sich Menschenrechte überhaupt durchsetzen lassen – gewaltfrei, versteht sich. In einer Welt, die von wirtschaftlichem Denken gesteuert wird, gibt Initiativen, die versuchen, als Geldgeber oder Verbraucher gezielt Firmen und Konzerne zu unterstützen, die auf soziale Aspekte und die Würde ihrer Arbeiterinnen und Arbeiter achten. Umgekehrt schauen wir auf die alten Strukturen der Kirchen – wer den Vatikan nach den Maßstäben der Menschenrechte durchmisst, stößt schnell auf Widersprüche – denn wie heißt es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die die UN-Vollversammlung 1948 verabschiedete: "Alle Menschen sind frei und an Würde und Rechten gleich geboren." Moderator Matthias Morgenroth wird mit Professor Heiner Bielefeldt von der Universität Erlangen-Nürnberg über Religionsfreiheit weltweit sprechen. Heiner Bielefeldt ist seit 2010 Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Religions- und Weltanschauungsfreiheit.

Über Gott und die Welt

Die Verfallszeit tagesaktueller Themen ist heutzutage oft erschreckend klein. Darunter leiden vor allem die etwas komplizierten Fragen und Antworten aus den Bereichen Religion, Theologie, Philosophie und Weltanschauung. Theo.Logik versucht diese Lücke zu schließen.

 

 

Sexualethische Fragestellungen

Eugen-Biser-Stiftung zur Diskussion mit Martin M. Lintner, 21.06.2012
Prof. Dr. Martin M. Lintner, Dr. Wunibald Müller und Dr. Christiane Florin im Gespräch

Bericht zur Podiumsdiskussion des Vortrags "Die traditionelle Sexualmoral der Kirche und die personale Dimension menschlicher Sexualität"

Dass es in der an den Vortrag von Professor Lintner sich anschließenden Podiumsdiskussion erfrischend offen zuging, lag nicht zuletzt an der unverblümten Art und Weise der Gesprächsleiterin, sehr direkte Fragen zu stellen. An offene Sprache von Berufs wegen gewöhnt, ging Christiane Florin, Chefredakteurin der Wochenzeitung "Christ und Welt" der Wochenzeitung DIE ZEIT, gleich ans Eingemachte: Alle reden über Sex, warum muss sich auch noch die Kirche immer wieder zum Thema Sexualität äußern? Und wenn es schon sein muss, wie sollte diese Rede dann ausschauen? Oft habe man den Eindruck, es gehe bei solchen Äußerungen weniger um Gott als um Macht. Und: Interessiert das, was die Kirche zu sagen hat, überhaupt noch die katholischen Christen?

In der Tat, so die Antwort von Professor Lintner: Der Vertrauens- und Kompetenzverlust der Kirche auf diesem Gebiet ist unübersehbar und kaum noch aufholbar. Trotzdem dürfe sie sich nicht aus der Diskussion ausklinken. Vor allem gehe es darum, den Menschen zu zeigen, dass sie ernst genommen würden: "Dann fragen die nämlich schon, was die christliche Lehre dazu sagt."

Wunibald Müller konnte sich dem anschließen. 90 Prozent der Katholiken, so der Theologe und Psychotherapeut, seien, unter Berufung auf ihr Gewissen, der Ansicht, was die Kirche ihnen über Sexualität sage, betreffe sie überhaupt nicht. Das habe wohl auch damit zu tun, dass das Thema lange Zeit in der Kirche, vor allem in der Priesterausbildung, tabuisiert gewesen sei. 10 bis 15 Prozent seiner Klienten hätten mit dem Zölibat große Schwierigkeiten. Wörtlich sagte Müller: "Ich bin ein Vertreter des Zölibats. Aber ich bin dafür, dass er freigestellt wird." Es gehe nicht zuletzt darum, Schieflagen zu beseitigen, die von zölibatären Männern und deren einseitiger Betonung von Begriffen wie Keuschheit und Reinheit verursacht worden seien.

Sexualität sei ein wunderbares Geschenk Gottes, so Müller: Sexualität könne auch heilig sein, Eros und Lust könnten zu mystischen Erfahrungen und zur Verständigung mit Gott führen. Als Beispiel verwies er auf die "explizit erotische Sprache" mancher Mystikerinnen im Zusammenhang mit Jesus.

Auch Lintner räumte ein, dass die Lehre der katholischen Kirche dadurch einseitig werde, dass sie von sexuell enthaltsamen Männern geprägt werde. Sein Plädoyer: Die Kirche müsse eine neue Sprache über Sexualität finden – was bedeute, dass dann auch das Ergebnis oft ein anderes sein werde. Wenn es der Kirche gelinge, nicht nur auf mahnende, sondern vor allem auf beseelende Weise zu sprechen, werde sie auch Gehör bei den Menschen finden. Normen dürften nicht zum Selbstzweck werden. Nicht auf die Einhaltung von Normen komme es an, sondern darauf, die Werte dahinter stärker zu betonen.

Mit einem glatten Ja beantwortete Wunibald Müller die Frage Florins, ob sich etwas ändern würde in der Kirche, wenn mehr Frauen in verantwortliche Positionen rücken würden. Wenn Frauen mehr mitreden würden, würde Katholische Sexualmoral, so Müller, wohl anders aussehen. Seiner Meinung wären weibliche Führungskräfte in der Kirche auch sensibler mit dem Problem des sexuellen Missbrauchs umgegangen. Aber, so musste Christiane Florin bedauern, für einen Zugang zu kirchlichen Führungspositionen für Frauen gebe es zumindest derzeit keine Chance.

Einen zusätzlichen Aspekt zum Thema Umgang mit der Sexualität in der Kirche brachte schließlich das "Geständnis" von Professor Lintner – auf unverblümte Nachfrage von Frau Florin – dass sich nach Erscheinen seines Buchs "Den Eros entgiften" die römische Glaubenskongregation mit "gravierenden Anfragen" zwecks "Klärungsbedarf" bei ihm gemeldet habe. Er sei er zwar von Wohlmeinenden gewarnt gewesen, meinte der Moraltheologe, aber von Seiten vieler junger Ehepaare habe er freilich viel Zustimmung erfahren. - hgb -

 

 

Therapeut: Kirche soll offen und positiv über Sexualität reden

Bericht von Veronika Wawatschek für die Katholische Nachrichtenagentur (KNA), 21. Juni 2012
übernommen von Süddeutsche Zeitung und Münchner Merkur, 22.06.2012

München (KNA) Der Münsterschwarzacher Theologe und Psychotherapeut Wunibald Müller will, dass in der katholischen Kirche offen und positiv über Sexualität gesprochen wird. "Ich würde mir wünschen, dass die Kirche hinter Sexualität die Schöpfermacht Gottes und nicht einen lüsternen Satan sieht", sagte der Leiter des Recollectio-Hauses am Mittwochabend in München bei einer Veranstaltung der Eugen-Biser-Stiftung. Sexualität könne heilig sein.

In seiner therapeutischen Arbeit im Recollectio-Haus mit Seelsorgern in Lebenskrisen stelle er immer wieder fest, dass Sexualität "sehr wohl ein Thema" für viele Hauptamtliche sei, sagte Müller weiter. In der Ausbildung sei sie jedoch in früheren Jahren tabuisiert worden. Mit dem Zölibat hätten 10 bis 15 Prozent seiner Klienten große Schwierigkeiten. "Ich bin ein Vertreter des Zölibats. Aber ich bin dafür, dass er freigestellt wird."

Der Brixener Moraltheologe Martin Lintner sieht die Zölibatsdebatte nicht als deutsche Besonderheit. Auch in anderen Teilen der Welt werde die für Priester verpflichtende Ehelosigkeit infrage gestellt. Weiter forderte Lintner, mit "historischen Irrtümern" aufzuräumen, etwa bei der Interpretation einer Passage aus dem Paulusbrief an die Korinther. In der ursprünglichen Fassung seien mit denen, die der Eucharistie "würdig" seien, Menschen gemeint gewesen, die die Nächstenliebe lebten. Erst später sei "würdig" als Enthaltsamkeit interpretiert worden.

Lintner räumte ein, die Lehre der katholischen Kirche werde dadurch einseitig, dass sexuell enthaltsame Männer sie prägten. Auch er hoffe, dass eine neue Sprache über Sexualität gefunden werde. Dazu dürfe die Kirche nicht nur auf die Einhaltung von Normen pochen, sondern müsse die Werte dahinter stärker herausstellen. Treue etwa sei ein Wert, der hohe Zustimmung in der Bevölkerung genieße. Auch Liebe und Achtung voreinander seien derartige Werte.

Müller sagte, wenn Homosexuelle von Liebe sprächen, könne er ihnen diese nicht absprechen. Ihm zufolge könnte katholische Sexualmoral anders aussehen, wenn Frauen mitreden dürften. Weibliche Führungskräfte in der Kirche wären auch sensibler mit dem Problem des sexuellen Missbrauchs umgegangen, sagte der Psychotherapeut in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

 

 

Im Zweifel die Freiheit

Zwischen Gewissensfreiheit und Glaubensgehorsam –Der Moraltheologe Eberhard Schockenhoff vor der Eugen-Biser-Stiftung

Mit der Anerkennung der Gewissens- und Religionsfreiheit habe die katholische Kirche auf dem II. Vatikanischen Konzil einen grundsätzlichen Schritt getan, und „das ist etwas, worüber wir froh sein können und weshalb man auch als Katholik seinen Glauben mit einem gewissen Stolz bekennen kann". So der Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff in einem Vortrag in der Veranstaltungsreihe der Eugen-Biser-Stiftung zum Thema „Kirche – Idee und Wirklichkeit". Trotzdem, so Schockenhoff, müsse man die Frage stellen, ob die Kirche in ihrer eigenen Praxis dem, was sie als Verteidigerin der Menschenrechte nach au-ßen hin fordere, selbst gerecht werde. Schockenhoff, der als einer der renommiertesten deutschen Moraltheologen gilt, sprach zum Thema „Gewissensfreiheit und Glaubensgehorsam".

Auf dem Konzil, so der Theologe, habe die Kirche tatsächlich in einigen Punkten versucht, der Freiheit mehr Raum zu geben. So habe man etwa im kirchlichen Eherecht das Ehehindernis der Konfessionsverschiedenheit neu formuliert und das Recht des einzelnen, den Ehepartner frei zu wählen, auch wenn der einer anderen Konfession angehöre, ausdrücklich anerkannt. Aber vielleicht wäre es heute ein weiterer Schritt, die Lebenserfahrungen anzuerkennen, die Gläubige dann machen, wenn sie mit ihrem ursprünglichen Lebensentwurf gescheitert sind: „Dass sich in den Brüchen einer Lebensgeschichte eben auch die Lebenserfahrung bemerkbar machen kann, die die Kirche in den Gläubigen anerkennt, und dass sie deren Entscheidung, zum Beispiel zu einer Wiederheirat, die sie im Gewissen treffen, anerkennt."

Das bedeute nicht, dass die Kirche die Unauflöslichkeit der Ehe relativiere, das dürfe sie gar nicht. Wohl aber, dass sie der Vielfalt menschlicher Lebensumstände Rechnung trage und auch die Lebenserfahrung ihrer Gläubigen ernst nehme, und dass diese sich aus der Treue zu ihrem Gewissen sich unter Umständen auch zu Lebensformen entschließen, „die die Kirche in ihrer Moraldoktrin nicht als der Ehe gleichrangig anerkennt und auch nicht anerkennen kann". Aber die Kirche könne, so Schockenhoff, aus Respekt vor der Freiheit ihrer Gläubigen und deren Gewissenserfahrung zumindest mit Duldung und Toleranz und Verständnis darauf reagieren und darauf verzichten, es moralisch zu verurteilen.

In der Kirche sei noch immer ein tiefes Misstrauen gegenüber der Freiheit wirksam, das sie überwinden muss, wenn sie zukunftsfähig sein soll. Wörtlich, so Schockenhoff: „Wir leben in einer Kultur, die auf dem Vorrang der Freiheit gegenüber allen anderen moralischen Werten begründet ist. Das kann man als die Quintessenz der modernen Kultur bezeichnen." Unter Bezug auf das bekannte Wort von Karl Rahner, der Christ der Zukunft müsse ein Mystiker sein oder er werde nicht mehr sein, sagte Schockenhoff: „Nur im Glaubensgehorsam kann man in Zukunft nicht Christ sein." Und in Abwandlung des Rahner-Zitats könne man sagen: „Die Kirche der Zukunft wird eine Kirche der Freiheit sein oder sie wird nicht mehr sein."

Schockenhoff zitierte eine seit Jahrhunderten in der Kirche überlieferte Sentenz, die Papst Johannes XXIII. in seiner Eröffnungsansprache des Konzils aufgegriffen habe: „Im Notwendigen Einheit, in Zweifelsfragen Freiheit, und in allem die Liebe." Die römische Glaubenskongregation habe in ihrer Instruktion über die kirchliche Berufung der Theologen aus dem Jahr 1990 unter Federführung des damaligen Präfekten Kardinal Joseph Ratzinger aus der Dreierregelung eine Doppelregelung gemacht, indem sie die Zweifelsregel der Freiheit weggelassen und gesagt habe: „Im Notwendigen Einheit und in allem die Liebe". Dadurch zerfalle aber die Spannung. Schockenhoff wörtlich: „Die Pointe ist dadurch unschädlich gemacht. Denn die lautet, auch in der Kirche gibt es so etwas wie eine Freiheitsvermutung, wie sie in der säkularen Gesellschaft das Verhältnis der Bürger untereinander und des Staates zu ihnen prägt: Im Zweifel die Freiheit."

 

 

"Der Papst muss etwas tun"

Bericht von Claudia Möllers im Münchner Merkur zum Vortrag von Professor Zulehner, 2. März 2012

Die Krise der katholischen Kirche macht auch Theologen Sorgen. Der anerkannte Pastoraltheologe Zulehner sieht aber Chancen für die Zukunft, wenn ausgewählte Laien – Männer wie Frauen – die Gemeinden leiten.

München – In Regensburg tagt die Deutsche Bischofskonferenz, machen sich die Bischöfe Sorgen wegen der geringen Zahl der Priesterweihen und der vielen Kirchenaustritte. Für Paul Michael Zulehner, weltweiter anerkannter Pastoraltheologe und Priester aus Wien, sind das äußere Symptome für den inneren Zustand der Kirche.

In München hat der 73-Jährige das Verhältnis zwischen den Laien und dem Klerus bei einer Veranstaltung der Eugen-Biser-Stiftung beleuchtet. Der Theologe sprach sich für neue Wege zum Priesteramt aus. Er stellte ein Modell vor, bei dem eine Gemeinde drei begabte, gemeindeerfahrene Personen auswählen und sie dem Bischof vorschlagen könnten. Der wiederum solle sie in einer berufsbegleitenden Form ausbilden lassen und dann für den Dienst in dieser Gemeine bestellen. "Ein solches Team von Ältesten wäre die eleganteste und kirchenrechtlich einfachste Form, mit dem Priestermangel umzugehen."

Der Einsatz solcher Presbyter (Frauen eingeschlossen) wäre laut Zulehner ein wirklich Ernstnehmen der gläubigen Gemeinden und ein Ernstnehmen dessen, was alle Päpste sagen: Er gibt nichts wichtigeres in der katholischen Kirche als die Feier der Eucharistie." Wenn das so bedeutend sei, dann müsse der Papst etwas tun. "Ich habe einen Text von Josef Ratzinger gefunden aus dem Jahr 1970, wo er sagt: Es wird im Jahre 2000 solche nebenberufliche, ehrenamtliche Presbyter geben. Jetzt ist er dran, jetzt kann er es machen und ich wünsche mir, dass er es bald macht."

Zum Streit im Bistum Augsburg über die Strukturreform kommentierte Zulehner die Aussage von Bischof Konrad Zdarsa, dass man den Menschen durchaus längere Fahrten zur Eucharistiefeier zumuten könne, als theologische Kapitulation: "Das ist die Vernichtung der Theologie der Eucharistie." Die Messe werde aus der Weggemeinschaft der gläubigen Gemeinde herausgenommen. Dabei habe das Bistum Augsburg noch das unglaubliche Glück eines starken pastoralen und kirchlichen Erbes. "Ich finde es ungeschickt, aus Unbeholfenheit heraus dieses Erbe zu zerstören, statt zu sagen: Wie können wir es intensiv mit den Menschen weiterentwickeln?"

Bei den Bischöfen vermisst Zulehner Kollegialität. Wenn 20 Bischöfe zum Papst kämen und ihm etwa das Model Presbyter vorschlagen würden, er würde sie empfangen: "Aber es kommen keine 20." Zulehner vermutet eine Schere im Kopf der Bischöfe. Aber sie seien nicht nur Befehlsempfänger von oben, sondern auch verantwortlich für die Weltkirche. Die Kirche stecke in einem Transformationsprozess größten Ausmaßes. Es brauche viel Phantasie, "aber es ist fürchterlich, dass wir keine haben und eigentlich nur einen sterbenden Kirchenprozess herunterfahren."

Auch den Dialogprozess zwischen Bischofskonferenz und Laien betrachtet Zulehner kritisch. Die Bischöfe seien unter römischen Druck geraten. Sogar die Sprache habe sich verändert: Statt eines Dialogprozesses sei es nun ein Gesprächsprozess. "Jetzt nach dem Papstbesuch haben wir im Grunde ein Projekt, das ich liebevoll als Großkatechese des deutschen Volkes über fünf Jahre hinweg bezeichnen würde."

Die Kernfrage für die Kirche sei, wie man das Evangelium mit seiner heilenden Kraft an die Menschen bringen könne, "die sich Sorgen machen, ob sie Arbeit finden, ob die Ehe noch funktioniert." Es gehe den Leuten gar nicht so gut. Die Kirche müsse den Menschen Mut machen, Trost geben, Stärke zuspielen. In solch schwierigen Lebenssituationen könne man nur Fragmente dessen realisieren, was man sich erträumt. Die Kirche könne vermitteln: Schätzt das Fragment. Und sie könnte auf Gott verweisen, der zusichere: "Wenn du auch scheiterst, du scheiterst nie als Person."

 

 

Theologe Zulehner schlägt katholische Presbyter vor

Bericht der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) am 1. März 2012

München (KNA) Gegen Großpfarreien mit weiten Wegen für die Gläubigen hat sich der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner ausgesprochen. Angesichts des Priestermangels forderte er am Donnerstag in München neue Lösungen, um die ortsnahe Feier der Eucharistie auch künftig zu gewährleisten. Dazu schlug er die Ausbildung von männlichen und weiblichen Presbytern vor. Er äußerte sich bei einem Pressegespräch der Eugen-Biser-Stiftung.

Beispielsweise könnten aus einer Gemeinde drei Personen dem Bischof vorgeschlagen werden, um ihnen eine berufsbegleitende Ausbildung zu Presbytern zu ermöglichen. Auf Probe und begleitet von einer regelmäßigen Supervison sollten sie dann ihren Dienst in der Pfarrei leisten. Zulehner sprach ausdrücklich nicht von "viri probati" (bewährten Männern), sondern von "personae probati" (bewährten Personen). Der Theologe betonte: "Wir haben nicht einen Priestermangel, sondern einen Weihemangel."

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) lässt nach den Worten Zulehners solche Lösungen zu. In den Konzilstexten werde die Würde und Gleichheit aller Getauften betont. In einem Text von 1970 habe Joseph Ratzinger, der heutige Papst Benedikt XVI., prognostiziert, dass es im Jahr 2000 nebenamtliche Presbyter geben werde. Am Priesterberuf werde aber auch künftig festgehalten, so Zulehner. Das Amt sei ein Luxus, den sich die Kirche zur Sicherung der "Spurentreue" leiste.

Mit Blick auf die gegenwärtigen Strukturreformen in deutschen Bistümern schlug der Theologe eine wissenschaftliche Untersuchung vor. Die Gefahr sei zu groß, dass sich die Kirche von den Menschen entferne. Er halte nichts davon, dass die Menschen lange Wege zu Sonntagsgottesdiensten auf sich nehmen müssten. Gerade in Bistümern wie Augsburg mit einem starken pastoralen Erbe sollte dieses nicht zerstört werden.

 


Zulehner vermisst "gepflegte Konfliktkultur" in der Kirche

Bericht der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) am 29. Februar 2012

München (KNA) Der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner vermisst in der katholischen Kirche eine gepflegte Konfliktkultur. Stattdessen gebe es ein verbreitetes Harmoniebedürfnis, ein "Zeichen von Stagnation und Reformunwilligkeit", sagte Zulehner am Mittwochabend in München. Auch dürfe nicht jede Kritik gleich als Illoyalität verworfen werden. Außerdem forderte der Theologe mehr Mitsprache der Laien statt eines "klerikal-autoritären Amtstils". Zulehner hielt einen Vortrag bei der Eugen-Biser-Stiftung.

Ausführlich ging der Theologe auf die "Österreichische Pfarrerinitiative" von 300 Priestern und deren "Aufruf zum Ungehorsam" ein. Sie erwarteten von der Kirchenleitung Reformen, damit das, "was die Gemeinden und Pfarrer schon längst tun", kirchenamtlich legitimiert werde. Das gelte etwa für Fragen der Pastoral im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, erläuterte Zulehner. Gefordert werde aber auch die Rückholung laisierter Priester, die Weihe von Verheirateten und die Ordination von Frauen.

Scharf kritisierte Zulehner die seiner Ansicht nach weiter vorherrschende Kluft zwischen Männern und Frauen in der katholischen Kirche. Es gebe immer noch die Rollenverteilung von dienenden Frauen und leitenden Männer. Dies zeige sich nicht nur in der Ordinationsfrage, sondern auch in Bereichen, in denen Leitungsaufgaben keine Weihe voraussetzten. Ob es um die Leitung von Katholischen Akademien, die Übernahme von Lehrstühlen an theologischen Fakultäten oder um die Arbeitsverteilung in Pfarrgemeinderäten gehe, immer würden Männer bevorzugt, sagte der Pastoraltheologe.

 

 

Ein Riss geht durch die Kirche

Professor Paul Zulehner zum Verhältnis zwischen Klerus und Laien

Pressebericht der Eugen-Biser-Stiftung vom 29. Februar 2012

"Dass die Laien den Klerikern bitter feind sind, überliefert das Altertum, und auch die Erfahrungen der Gegenwart geben es deutlich zu erkennen." Dieses Wort Papst Bonifaz' VIII. aus dem Jahr 1276 zitierte der bekannte Wiener Pastoraltheologe Professor Paul M. Zulehner in einem Vortrag über das Verhältnis zwischen Klerus und Laien in der Katholischen Kirche am 29. Februar. Zulehner sprach im Rahmen der Vortragsreihe "Kirche – Idee und Wirklichkeit" der Eugen-Biser-Stiftung.

Der Theologe und Religionsphilosoph Eugen Biser sprach 1989 erstmals von einem "Vertikalen Schisma" in der Kirche. Er umriss damit den Riss, der innerhalb der Kirche zwischen dem Kirchenvolk und der Kirchenleitung verläuft. Vertikal sei dieses Schisma, weil der Riss "von oben nach unten" verlaufe, zwischen einer Kirche (von) oben und einer Kirche (von) unten.
Das II. Vatikanische Konzil habe, im Gegensatz dazu, von einer "wahren Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde" gesprochen, rief Zulehner in Erinnerung.

Ohne Prälaten und Eminenzen

Als Konsequenzen für eine solche Kultur der Gleichheit aller an Würde und Berufung nannte Zulehner: Die Verbundenheit aller Getauften in wahrer Gleichheit, als Schwestern und Brüder, ohne Väter und ohne Prälaten, Eminenzen und Hochwürden. Des Weiteren ein angemessenes Maß an Beteiligung, wie es auch im Kirchenrecht festgehalten sei: Was alle als Einzelne angehe, müsse auch von allen angenommen werden. Das Aufgeben eines klerikal-autoritären Amtsstils. Schließlich eine gepflegte Konfliktkultur. Es gehe nicht an, jegliche Kritik von Haus aus als Illoyalität zu verwerfen. Das verbreitete Harmoniebedürfnis sei ein Zeichen von Stagnation und Reformunwilligkeit.

Abwehrklerikalismus

So sei man bei einer großen Priesterumfrage im Jahr 2 000 auf das Phänomen des "sekundären Abwehrklerikalismus" gestoßen. Der äußere sich in dem Versuch, die Ausweitung der seit dem Konzil eingerichteten Aufgaben von haupt- oder nebenamtlichen Laien wieder zurückzunehmen: Keine Laien in der Gemeindeleitung, Ausschluss aus liturgischen Diensten. Gerade jüngere Priester setzten wieder auf die Autorität des Klerus. Pfarrgemeinderäte seien bei ihnen unerwünscht, die Wiedereinführung der Tridentinischen Liturgie werde begrüßt.

Gleichzeitig erlebe man eine wachsende Frustration vieler Frauen und Männer in den Pfarrgemeinderäten. Die pastoralen Gremien müssten mehr synodale Recht bekommen, um für moderne Menschen attraktiv zu sein. Auch in dieser Hinsicht gebe es eine latente klerikale Machtstruktur.

Kluft zwischen Männern und Frauen

Ausführlich ging Zulehner auf die "Österreichische Pfarrerinitiative" von 300 Priestern und deren "Aufruf zum Ungehorsam" ein. Sie erwarteten von der Kirchenleitung Reformen, und zwar insofern, "als sie das, was die Gemeinden und Pfarrer schon längst tun, auch kirchenamtlich legitimieren", etwa in der Frage der Pastoral für wiederverheiratete Geschiedene. Gefordert würden u. a. auch die Rückholung laisierter Priester, die Weihe von Verheirateten und die Ordination von Frauen.

Mit Nachdruck kritisierte Zulehner die nach wie vor bestehende "Kluft zwischen Männern und Frauen" in der Katholischen Kirche. Die Kirche bestehe nach wie vor weithin aus dienenden Frauen und leitenden Männern. Modern fühlende Frauen seien in der katholischen Kirche kaum noch präsent. Dies zeige sich nicht nur in der Ordinationsfrage, sondern auch in Bereichen, in denen Leitungsaufgaben keine Weihe voraussetzten. "Ob das die Leitung Katholischer Akademien ist, die Übernahmen von Lehrstühlen an theologischen Fakultäten, die Arbeitsverteilung in Pfarrgemeinderäten. "Immer noch werden Männer bevorzugt und Frauen benachteiligt", sagte der Pastoraltheologe wörtlich.

 

 

Kirche von innen her erneuern

Pressebericht der Eugen-Biser-Stiftung vom 14. Februar 2012
Vortragsreihe der Eugen-Biser-Stiftung: Nicht gegen die Kirche, sondern gegen bestimmte Erscheinungsformen

München. Eine positive Zwischenbilanz der Vortragsreihe zum Thema "Kirche – Idee und Wirklichkeit" hat der Vorsitzende des Stiftungsrats der Eugen-Biser-Stiftung, Prof. Dr. Richard Heinzmann, gezogen. Die bisherigen Vorträge hätten klare Fehlentwicklungen in der Kirche aufgezeigt, die mit schuld seien am negativen Bild und der nachlassenden Attraktivität der katholischen Kirche. Gleichzeitig betont Heinzmann mit Nachdruck, es handle sich nicht um eine Aktion gegen die Kirche, sondern um eine kritische Aktion gegen bestimmte Erscheinungsformen: "Wir wollen einen konstruktiven Beitrag dazu liefern, dass die Kirche wieder zu dem wird, was sie sein soll."