Am 6. Januar 1918 wird Eugen Biser als einziges Kind des Volksschullehrers Karl Biser und dessen Ehefrau Zitha (geb. Müller) in Oberbergen am Kaiserstuhl geboren.
Seine Kindheit und Jugend beschreibt Eugen Biser rückblickend als eine „religiös verdüsterte Zeit“, in der moralische Direktiven und angsteinflößende Elemente die Verkündigung prägten.
Von 1930 bis 1937 besucht Eugen Biser das Realgymnasium in Breisach und Freiburg i. Br.
Sein Theologiestudium an der Universität Freiburg wird 1939 durch seine Einberufung zur Wehrmacht jäh unterbrochen. Auf dem Weg nach Stalingrad – so berichtet er rückblickend – „hatte ich mich zu der Bemerkung hinreißen lassen, dass wir in Stalingrad verbluten würden… Dies trug mir ein Kriegsgerichtsverfahren ein, dem ich bloß knapp entging.“ Am 1. Oktober 1943 wird Biser lebensgefährlich verwundet, was seinen Fronteinsatz beendet. An den physischen Folgen dieser Verletzungen leidet er ein Leben lang.
1946 beendet Eugen Biser in St. Peter im Schwarzwald sein Studium und empfängt dort im selben Jahr die Priesterweihe durch Erzbischof Dr. Conrad Gröber (hier ein Bild mit seiner Mutter Zitha und seinem Vater Karl).
Als Kaplan wirkt Eugen Biser mehrere Jahre in verschiedenen Pfarrgemeinden in der Erzdiözese Freiburg als Seelsorger.
Im Anschluss an seine theologische Promotion über Gertrud von Le Fort erarbeitet Eugen Biser parallel zu seiner pastoralen Tätigkeit eine philosophische Dissertation an der Universität Heidelberg (bei Karl Löwith und Hans-Georg Gadamer als Zweitgutachter). Die Studie „Gott ist tot. Nietzsches Destruktion des christlichen Bewusstseins“ wird für ihn zum Ausgangspunkt, den Bedingungen des christlichen Glaubens in der modernen Welt aus neuen Perspektiven auf die Spur zu kommen.
Seine akademische Laufbahn als Professor für Fundamentaltheologie führt Eugen Biser über Passau (1966-1969) nach Würzburg (1969-1974).
Als Fortführung seiner Habilitationsschrift widmet sich Eugen Biser den „Religiösen Sprachbarrieren“. Die gegenwärtige Glaubenskrise betrifft zuinnerst die religiöse Sprache, die Eugen Biser von den Ursprüngen her aufarbeiten will.
Mit seinem „Grundriss zu einer hermeneutischen Fundamentaltheologie“ legt Eugen Biser ein aus dem Dialog zwischen Glaube und Welt begründetes Glaubensverständnis vor.
Von 1974 bis 1985 wirkt Eugen Biser als Nachfolger von Karl Rahner auf dem Lehrstuhl für Christliche Weltanschauung und Religionsphilosophie an der Philosophischen Fakultät I der LMU München (sog. „Guardini-Lehrstuhl“). Das Bild zeigt Eugen Biser neben Karl Rahner.
Eugen Biser bezieht sich in seinen theologischen Überlegungen kontinuierlich auf die Dynamik der durch bildende Kunst, Literatur und Musik eröffneten Spuren des Evangeliums. In diesem Sinne spricht Biser beispielsweise von einem „musikalischen Gottesbeweis“. Hier im Gespräch mit dem Intendanten und Regisseur August Everding.
Zentrales Lebensthema Eugen Bisers bildet die Erschließung und Analyse des christlichen Glaubens angesichts der Glaubens- und Gotteskrisen westlicher Gesellschaften. 1986 erscheint „Die glaubensgeschichtliche Wende. Eine Positionsbestimmung“.
Nach seiner Emeritierung gründet er an der Ludwig-Maximilians-Universität das „Zentrum Seniorenstudium“, das er über 20 Jahre leitet. Ebenso engagiert sich Eugen Biser als Gründungsmitglied der „Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste“. Jahrelang leitet er die Klasse VII „Weltreligionen“ als deren Dekan.
So kannten ihn Viele: Eugen Biser mit seiner Vespa unterwegs in München.
Im Laufe seines Lebens schließt Eugen Biser Bekanntschaften und teils enge Freundschaften mit Personen aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft. Seinen 90. Geburtstag im Jahr 2008 feiert er auch mit Bundeskanzler a.D. Helmut Kohl, hier im Bild mit Prof. Dr. Richard Heinzmann.
In seinem Bemühen, das Christentum neu zu erschließen, bezieht Eugen Biser Quellen von Literatur, Musik und bildender Kunst mit ein. Ausdruck hiervon sind die Gespräche „Schauen und Glauben“ in der Alten Pinakothek mit Prof. Dr. Reinhold Baumstark.
Im Jahr 2002 wird die die Eugen-Biser-Stiftung in München gegründet, um das theologisch-wissenschaftliche Werk Eugen Bisers zu bewahren und für die Zukunft zu erschließen und fortzuführen.
Diese Aufgabe war dringlich, da Eugen Biser als Inhaber des Guardini-Lehrstuhls der Philosophischen und nicht der Theologischen Fakultät zugeordnet war. Folglich konnte er nicht schulbildend wirken.
Die Stiftung hat sich dabei dem „Dialog aus christlichem Ursprung“ verpflichtet, um eine uneingeschränkte Gesprächsbereitschaft, mit allen Religionen oder Weltanschauungen zum Ausdruck zu bringen.
Getragen von der Idee, die Eugen-Biser-Stiftung aktiv zu unterstützen, wurde am 25. Oktober 2005 der „Freundeskreis der Eugen-Biser-Stiftung e.V.“ von persönlichen Freunden, Weggefährten und Kollegen Eugen Bisers, sowie von vielen Menschen, die Eugen Biser als Prediger, Professor oder Seelsorger erlebt hatten, gegründet (hier in Oberbergen).
Kernelement von Eugen Bisers Wirken ist seine intensive Predigt- und Vortragstätigkeit im gesamten deutschsprachigen Raum. Von 1978 bis 2007 wirkt er als Universitätsprediger an der Universitätskirche St. Ludwig in München.
Am 6. Januar 2008 feiert Eugen Biser seinen 90. Geburtstag. Hier beim Festakt in der Katholischen Akademie in Bayern.
Eugen Biser stirbt am 25. März 2014 im Alter von 96 Jahren in München. Am 4. April 2014 feiert Reinhard Kardinal Marx das Requiem in der Universitätskirche St. Ludwig in München.
Anschließend wird Eugen Biser im Waldfriedhof München (Alter Teil, Priestergräber) beigesetzt.
2014 wird der Eugen-Biser-Stiftungslehrstuhl an der Hochschule für Philosophie in München errichtet. Lehrstuhlinhaber ist Prof. Dr. Georg Sans SJ.
Seit dem Jahr 2003 werden mit Eugen-Biser-Preis herausragende Persönlichkeiten des religiösen, gesellschaftlichen, politischen und/oder wissenschaftlichen Lebens ausgezeichnet.
Im Jahr 2016 erhält Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, den Eugen-Biser-Preis.
Die Eugen-Biser-Stiftung gibt den 2. und 3. Band seiner Trilogie "Gotteskindschaft - Christomathie - Geistesgegenwart" posthum heraus.
Seinem Geburts- und Heimatort Oberbergen im Kaiserstuhl ist Eugen Biser ein Leben lang eng verbunden geblieben. Die Grundschule wurde 1995 in "Eugen-Biser-Schule" umbenannt. Nach Auflösung der Grundschule wurde das Gebäude im Jahr 2014 in Eugen-Biser-Haus umbenannt. Im Eugen-Biser-Haus ist seit dem Jahr 2017 ein Raum der Erinnerung - Ort der Begegnung an den berühmten Sohn Oberbergens eingerichtet worden. Hier die Enthüllung der Eugen-Biser-Stele der Münchner Künstlerin Marlene Neubauer-Woerner.
Dank einer großzügigen Förderung der Erzdiözese Freiburg (Erzbischof Hermann-Stiftung) vereinbart die Eugen-Biser-Stiftung mit deren Archiv im Jahr 2021 die Übernahme und Aufbereitung der Werke aus dem Nachlass von Eugen Biser. Das Werk wird für die wissenschaftliche Nutzung erschlossen und zugänglich gemacht.
(Im Foto von rechts: Monsignore Dr. Axel Mehlmann, Archivdirektor Dr. Christoph Schmider, Mag. theol. Felix Dussing M.A. Im Hintergrund links das Gebäude des Erzbischöflichen Archivs Freiburg)