Eugen-Biser-Stiftung
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Nachlass von Eugen Biser im Erzbischöflichen Archiv Freiburg mit Unterstützung der Erzdiözese Freiburg und der Freiburger Erzbischof-Hermann-Stiftung

Vor mehr als einem Jahr wurde der Nachlass von Eugen Biser aus den Räumen seiner Stiftung in der Münchener Pappenheimstraße nach Freiburg ins Erzbischöfliche Archiv (EAF) mit dem Auftrag verbracht, diesen dauerhaft zu bewahren und für die wissenschaftliche Nutzung zu erschließen. In der Folge informieren wir über die Gründe, stellen die Arbeit und die verantwortlichen Personen vor.

Der Nachlass Eugen Bisers

Das Leben und Wirken des Theologen und Religionsphilosophen Eugen Biser war geprägt durch eine enorme Schaffenskraft, die ein Werk von hohem wissenschaftlichem Rang hervorbrachte. In seinem 95jährigen Leben verfasste Biser mehr als einhundert Monographien und eine kaum überschaubare Anzahl von ca. 1000 Beiträgen in Zeitschriften und Sammelwerken, die in der von der Eugen-Biser-Stiftung herausgegebenen Bibliographie sowohl in gedruckter als auch elektronischer Form erfasst sind. Jeder Publikation ging ein intensiver Denk- und Arbeitsprozess voraus, der sich in vielgestaltigen Entwürfen, handschriftlichen Manuskripten, Notizen und Materialsammlungen niederschlug. Sie stellen aufschlussreiche Zeugnisse der Arbeits- und Denkweise Bisers dar und haben eine wichtige, bisher kaum erschlossene Bedeutung. Daneben existieren zahllose Bild- und Tondokumente, elektronische Aufzeichnungen von Vorträgen (Tagungen, Akademieveranstaltungen, Seniorenstudium), sowie viele Dokumentationen von Sendungen im Radio und im Fernsehen (etwa 1000 Audiokassetten, 100 Tonbänder, 100 Videokassetten und 200 CDs). Hinzu kommt eine umfangreiche Korrespondenz mit Politikern, Wissenschaftlern, Künstlern, Literaten und bedeutenden Persönlichkeiten der Kultur- und Zeitgeschichte (etwa 60 Ordner und viele ungeordnete Kisten). Persönliche Widmungsexemplare von Publikationen anderer Autoren sowie eine große Anzahl von Ordnern mit Bildern, Notizen, Dokumenten und persönlichen Unterlagen (etwa 50 Regalmeter) komplettieren den Nachlass, der nach dem Tod Eugen Bisers im Jahr 2014 in den Räumlichkeiten der Eugen-Biser-Stiftung verwahrt, gesichtet und teilweise vorgeordnet wurde. Diese von Anfang an als Zwischenlösung gedachte Unterbringung in den Räumlichkeiten der Stiftung ließ jedoch nur eine sehr eingeschränkte wissenschaftliche Nutzung zu.

2023

Noch im Ursprungszustand: Ein Teil des Biser-Nachlasses im Regal (© EAF, Aufnahme: Felix Dussing)

Vereinbarung zwischen der Eugen-Biser-Stiftung und der Erzdiözese Freiburg

Es ist das Verdienst von Monsignore Dr. Axel Mehlmann, emeritierter Generalvikar des Freiburger Erzbischofs, dass eine vertragliche Vereinbarung geschlossen werden konnte, die die Aufbewahrung, Erschließung und wissenschaftliche Nutzung des Nachlasses von Eugen Biser regelt. Mit großzügiger Förderung der Erzbischof Hermann Stiftung der Erzdiözese Freiburg, die bereits die Publikation der Bände „Christomathie“, „Geistesgegenwart“ und den Band „Eugen Biser – Die Hauptwerke im Diskurs“ unterstützt hatte, sowie mit Haushaltsmitteln der Erzdiözese Freiburg konnte für einen Zeitraum von drei Jahren eine Stelle für diesen Zweck im EAF eingerichtet werden. Begleitend dazu wurde in der Erzbischöflichen Bibliothek Freiburg eine eigene Abteilung für die opera omnia Eugen Bisers und die im Nachlass befindlichen Sonderdrucke errichtet. Sowohl die Bibliothek als auch das Archiv sind öffentlich zugänglich und nutzbar.

Die Arbeit im Erzbischöflichen Archiv Freiburg

2023

Blick ins Foyer des Erzbischöflichen Archivs Freiburg (© EAF, Aufnahme: Felix Dussing)

Nach dem Umzug nach Freiburg lagert der Nachlass Bisers nunmehr im Archivgebäude. Nun gilt es, ihn detailliert zu erfassen und durch ein Findbuch zu erschließen. Dabei werden die Bestände sachgerecht in säurefreie und alterungsbeständige Archivverpackungen umgebettet, sodass ihr langfristiger Erhalt sichergestellt werden kann.
Für Archivdirektor Dr. Christoph Schmider besteht die größte Herausforderung bei der Erschließung darin, eine angemessene und zielführende Struktur der Unterlagen zu erarbeiten. Dies könne nur peu à peu in der fortwährenden Auseinandersetzung mit dem Material erfolgen. Eine Aufgabe, der sich auch Mag. theol. Felix Dussing M.A. widmet. Im Herbst 2021 hat der Historiker und Theologe seine Stelle als für den Eugen-Biser-Nachlass zuständiger Archivar angetreten. Geplant ist, über die Ordnung und Erfassung des Archivmaterials hinaus, ausgewählte Teile des Bestandes zu digitalisieren, sodass zukünftig innerhalb der vom kirchlichen Archivrecht gesetzten Schranken auch per Internet auf wesentliche Inhalte des Nachlasses zugegriffen werden kann. Die Entscheidung darüber, auf welchem Weg der Online-Zugang ermöglicht werden soll, steht noch aus, und auch die Auswahl der zu digitalisierenden Teile des Bestandes ist erst bei fortgeschrittener Bearbeitung möglich.
Bisher konnte das umfangreiche Nachlassmaterial schon sortiert und kategorisiert und ein maßgeschneidertes angepasstes Gliederungsschema für die Erschließung des Nachlasses mit einer Archivsoftware erstellt werden. Das biographische Material (Urkunden, Orden und Auszeichnungen, Unterlagen der Eltern, Kinderzeichnungen, Terminkalender, Pässe etc.) des Nachlasses wurde bereits vollständig erschlossen, verzeichnet und verpackt; das gilt ebenso für den Großteil der Materialien zu den Rundfunkbeiträgen Eugen Bisers.

Momentan liegt der Schwerpunkt der Arbeit darin, die umfangreiche und vielfältige Korrespondenz Eugen Bisers zu erschließen und zu verzeichnen. Nach Sichtung der zahlreichen Tonbänder, Tonkassetten, Videokassetten, und CDs der Vorträge, Predigten und Rundfunksendungen laufen Überlegungen, wie und in welchem Umfang diese einzigartigen Zeugnisse Bisers als „Mann des gesprochenen Worts“ (Prof. Richard Heinzmann) erhalten und nutzbar gemacht werden können.

Zitat

„Man kann viele Gedanken Eugen Bisers anhand der Archivmaterialien besser nachvollziehen. Man kann und muss sie aber auch weiterdenken und weiterentwickeln. Es geht nicht darum, Asche zu bewahren, sondern Bisers Feuer weiterzugeben.“
(Monsignore Dr. Axel Mehlmann)

Eine Person, die in den kommenden Jahren häufiger im EAF anzutreffen sein wird, ist Dr. Mehlmann. Vielleicht gelingt es ihm, das Leben und Wirken Eugen Bisers in einer biografisch orientierten Arbeit darzustellen. Dafür hat er bereits Quellen erschlossen und umfangreiches Material in staatlichen und kirchlichen Archiven gesammelt. Vertiefte Erkenntnisse werden sich noch aus den im Nachlass befindlichen Quellen ergeben. Die im Nachlass gesammelten unveröffentlichten Manuskripte, Briefe, Bilder und Notizen könnten sowohl neues Licht in so manch biografisches Dunkel werfen als auch wertvolle Erkenntnisse für die Weiterführung der Theologie Eugen Bisers liefern. Hierzu Mehlmann: „Man kann viele Gedanken Eugen Bisers anhand der Archivmaterialien besser nachvollziehen. Man kann und muss sie aber auch weiterdenken und weiterentwickeln. Es geht nicht darum, Asche zu bewahren, sondern Bisers Feuer weiterzugeben. Diesem Ziel weiß sich die Eugen-Biser-Stiftung in den nunmehr zwanzig Jahren ihres Bestehens verpflichtet und dem dient auch die Arbeit im Erzbischöflichen Archiv Freiburg.“

 

Die Eugen-Biser-Stiftung ist dankbar, dass durch den Umzug der dauerhafte Erhalt, die Erschließung und Nutzung des Nachlasses gewährleistet werden kann. Zusammen mit dem Eugen-Biser-Haus in Oberbergen bilden das EAF und die Bibliothek der Erzdiözese Freiburg einen wichtigen Ankerpunkt in der Heimatdiözese Eugen Bisers für die Begegnung mit seinem Leben und Wirken.

 

2023

Von rechts: Monsignore Dr. Axel Mehlmann, Archivdirektor Dr. Christoph Schmider, Mag. theol. Felix Dussing M.A. Im Hintergrund links das Gebäude des Erzbischöflichen Archivs Freiburg (© Eugen-Biser-Stiftung, Aufnahme: Dominik Speidel)